Der Heimatschutz Basel zeichnet seit 1969 fachmännisch renovierte Altbauten und vorbildliche Neubauten aus. Damit würdigt er herausragende Leistungen der Bau- und Renovationstätigkeit in Basel.

Bautenprämierung

An seiner Jahresversammlung vom 2. November 2023 hat der Heimatschutz Basel Architekturbüros und Bauherrschaften für drei hervorragende Renovationen resp. Neubauten ausgezeichnet. Es sind dies die Häuser am Hirtenweg in Riehen, das Dominikushaus in Riehen und das Pfarrhaus Elisabethen in Basel:

Neubauten am Hirtenweg 4, 14, 22, 24 in Riehen

Bauherrschaft: Kanton Basel-Stadt (vertreten durch Immobilien Basel-Stadt) im Rahmen des kantonalen Wohnbauprogramms 1000+

Architektur: nach einem Gesamtleistungswettbewerb, Harry Gugger Studio Basel mit Erne Holzbau Möhlin

Neubauten in Etappen, 2020-2023, insgesamt 58 Wohnungen

Neubauten am Hirtenweg 4, 14, 22, 24 in Riehen: Harry Gugger Studio Basel mit Erne Holzbau Möhlin (Foto Daisuke Hirabayashi; Harry Gugger Studio)

Am Hirtenweg in Riehen steht seit Kurzem ein Mehrfamilienhaus-Ensemble in kräftigem Schwedenrot. Die Bauten entstanden im Rahmen des kantonalen Wohnbauprogramms 1000+ in effizienter Holzmodulbauweise. Harry Gugger Studio hatte zusammen mit Erne Holzbau den entsprechenden Wettbewerb 2018 gewonnen. Modulbauweise heisst hier alles andere als Monotonie: So verfügen die im Werk der Holzbaufirma vorgefertigten, zum Bauplatz transportierten und raffiniert zueinander gefügten Raummodule über raumhohe Fenster und grosszügige Öffnungen, was den ökonomisch bemessenen Wohnungen räumliche Weite verleiht. Die überzeugend gestalteten Bauten zeigen beispielhaft, wie mit dem in Systembauweise geschickt eingesetzten Werkstoff Holz bezahlbarer und gleichzeitig qualitativ hochwertiger Wohnraum entstehen kann. Ideelle Paten dafür sind der auf dem Areal als Zeitzeugnis belassene Wohnbau in Durisol-Bauweise oder die unweit vom Hirtenweg liegende Siedlung Landauer in Holzbauweise nach dem Verfahren Nielsen-Bohny.

Dichtes Wohnen verlangt nach einer sorgfältigen Abstimmung von lebendiger Gemeinschaft und privatem Rückzug auf begrenztem Raum. Die Neubauten reagieren auf diesen Anspruch mit der klaren Zuordnung von öffentlichem und privatem Raum, belebten Erschliessungsbereichen und Rückzugsmöglichkeiten im Innen- und Aussenraum. Jedes Gebäude ist durch ein leichtes Hochparterre von der Umgebung abgehoben und wird durch ein offenes Treppenhaus erschlossen, von welchem beidseitige Lauben zu zwei bzw. drei Wohnungen führen. Die Lauben bieten vor den Treppen Bereiche für gemeinschaftliche Sitz- oder Spielgelegenheiten, vor den Wohnungs- eingängen hingegen Raum zur individuellen Aneignung.

Die Fassaden der Gebäude übersetzen die Gebäudestruktur in ein filigranes und doch wirtschaftliches Raster. Holzstützen aus Brettholz tragen die Laubengänge und den schützend auskragenden Dachrand. Die Abrundung der Stützen zeichnet ein Säulenkapitell nach und verleiht den Gebäuden einen klaren Abschluss und im Zusam- menspiel mit der kräftigen Farbgebung eine starke Identität. «Wir zeichnet diese in jeder Hinsicht überzeugenden Neubauten mit grosser Überzeugung aus; diese Siedlung ist beispielhaft für ein perfektes Zusammenspiel zwischen formaler Ästhetik, Verdichtung in Perfektion und ökonomisch wie auch ökologisch fortschrittlichster Architektur.»

Neubau Dominikushaus in Riehen, Immenbachstrasse 17

Bauherrschaft: Stiftung Dominikushaus, Riehen

Architektur (nach einem eingeladenen Wettbewerb): Müller & Naegelin Architekten BSA, Basel, Projektleitung Stephanie Hirth

Neubau, Fertigstellung 2023

Neubau Dominikushaus in Riehen, Immenbachstrasse 17: Müller & Naegelin Architekten BSA, Basel (Foto Leonardo Finotti)

Das neue Dominikushaus steht in einem Grünraum, der bis anhin unangetastet im Herzen der Gemeinde Riehen, beim Riehener Bahnhof lag. Das Alters- und Pflegeheim für 55 Bewohnerinnen und Bewohner liegt inmitten dieser Oase, bindet sich aber mit der Frontfassade zur lmmenbachstrasse klar an den Strassenkörper. lm Attikageschoss befinden sich zusätzlich neun Seniorenwohnungen. Die Orientierung auf die offizielle Adresse wird mit der erdgeschossigen, zur Mitte hin tiefen Arkade betont. Mit dieser Geste bekommt der Baukörper seine klare Ausrichtung. Die Stützenreihe der Arkade ist dann auch Bindeglied zum Garten. Auf der Gartenseite wird die Fassade in ein Skelett aus Stützen aufgelöst, damit wird ein fliessender Übergang von Innenraum in den Grünraum der Umgebung erzeugt.

Das gesamte Gebäude wurde ab Boden Erdgeschoss aufwärts mit Ausnahme der vertikalen Erschliessungen in Holzbauweise erstellt. Der aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammende und nachwachsende Rohstoff Holz speichert in diesem Haus 1’200 Tonnen CO2 und drei Mio kWh Energie. Die verbauten 1’400 Kubikmeter Holz wachsen im Schweizer Wald in 75 Minuten nach.

Der konstruktive Holzbau bleibt wo möglich sichtbar, die warmen Farbtöne der Naturmaterialien prägen sowohl die Fassadengestaltung wie auch die Innenräume der Bewohner. Helle Erschliessungsbereiche mit Sitzbrüstungen sind Bewegungs- und Kommunikationsräume. Die Wohn- und Essbereiche mit viel Fensteranteil sind Beiträge zur Steigerung der Lebensqualität. Die Ausrichtung der Bewohnerzimmer zu den Aussenseiten verhindern gegenseitige Einblicke zur Wahrung der Privatsphäre. Das Erdgeschoss bildet den allgemeinen und auch öffentlichen Bereich des Heimes. Der grosszügige Essraum verläuft entlang dem Innenhof und besetzt den Kopf des Westflügels. Im ersten und zweiten Obergeschoss sind jeweils zwei Wohngruppen angeordnet. Diese Wohngruppen sind in ihrem Prinzip alle gleich aufgebaut mit einer klaren offenen Struktur und abwechslungsreichen Raum- und Lichtabfolgen. Das Herzstück jeder Gruppe ist der «Dorfplatz», Wohn- Ess- und Aufenthaltsbereich und zugleich Abschlusspunkt des geschossinternen Wegnetzes. Der Wohnraum ist auf drei Seiten ausgerichtet – dadurch befinden sich die Bewohner mitten im grünen Zentrum der Gartenanlage.

Das Areal für das neue Pflegeheim fügt sich als neuer Baustein in das dreiecksförmige, von Grünflächen geprägte Areal zwischen Immenbachstrasse, Schützengasse und Mohrhaldenstrasse ein.

«Wir zeichnen diesen Neubau mit Überzeugung aus: die Schlichtheit der Architektur, die äusserst solide räumliche Organisation – ganz im Dienste der betagten Bewohner – und natürlich den integralen Holzbau, der die Notwendigkeiten der aktuellen Debatten um Nachhaltigkeit bestens abbildet und lebt.»

Renovation des ehemaligen Pfarrhauses der Elisabethenkirche, Elisabethenstrasse 10, Basel

Bauherrenschaft: Wibrandis-Stiftung, Basel

Architektur: urspr. J.J. Stehlin dem Jüngeren (1867), im Kontext des Bauprogramms der Kirchenbauten der Elisabethenkirche;

Renovation/Umbau 2023 durch Vécsey*Schmidt Architekt*innen, Basel

Renovation des ehemaligen Pfarrhauses der Elisabethenkirche, Elisabethenstrasse 10, Basel: Renovation/Umbau 2023 durch Vécsey*Schmidt Architekt*innen, Basel (Foto Vécsey Schmidt Architekt*innen)

Das Gebäude wurde als Pfarrhaus 1867 nach den Plänen von J.J.Stehlin dem Jüngeren fertiggestellt, als Abschluss des kirchlichen Bauprogramms bestehend aus der Elisabethenkirche, dem Pfarrgarten und dem Pfarrhaus. Im grössern Kontext gilt es als Teil des von J.J. Stehlin geplanten «Kulturzentrums» am Steinenberg, einem städtebaulichen Ensemble, das vom Barfüsserplatz bis zum Bankverein reichen sollte.

Ursprünglich war die Unterscheidung des 1. Obergeschosses des Pfarrhauses (die Beletage) und der Dachgeschosse durch deren Nutzung und Ausgestaltung gegeben: in der Beletage wohnte die Pfarrfamilie, in zurückhaltend gestalteten, aber vornehmen Räumen. In den beiden Dachgeschossen gab es zwei Angestelltenzimmer, der Rest war unausgebauter Estrich und somit Lager und Wirtschaftsfläche. Das Gebäude wurde im Inneren durch diverse frühere Umbauten verändert und diente längere Zeit nicht mehr als Wohnhaus der Pfarrfamilie.

Das aktuelle Renovations- und Umbauprojekt umfasste die Fassaden aus Naturstein, das filigrane Schieferdach sowie das 1. Obergeschoss und die beiden Dachgeschosse. Ziel des Umbaus war, dass die Differenz zwischen unteren und oberen Geschossen erhalten bleibt trotz der neuartigen Nutzung und dem Ausbau der beiden Dachgeschosse zu einem Atelier. Jede Etage besitzt nun einen ihr eigenen Charakter – das Haus lebt von der Vielfalt der Räume und der Nutzer: im ersten Obergeschoss wurden die Räume umfassend in Abstimmung mit der Denkmalpflege restauriert und wieder in einen repräsentativen und einheitlichen Zustand versetzt. Der Ausbau des Dachgeschosses erfolgte bewusst sehr zurückhaltend zu Atelierräumen. Alle Oberflächen wurden in ihrem vorgefundenen Zustand belassen, um die Spuren der Zeit zu erhalten. Das Ergebnis dieser Bemühungen ist eine fein abgestufte Buntheit: die roh belassenen und neu hinzugefügten Bauteile harmonieren bestens mit der historischen Bausubstanz.

«Wir zeichnen diese höchst sorgfältige Renovation eines bedeutenden Bauwerks im Kontext des kirchlichen Bau- programms der Elisabethenkirche von Johann Jakob Stehlin von 1867 mit grosser Überzeugung aus und gratulieren den Architekten und der aufgeschlossenen und engagierten Bauherrschaft zum tollen Ergebnis».

50 Jahre Bautenprämierung

Mit der Publikation «50 Jahre Bautenprämierung» blickt der Heimatschutz Basel auf mehr als 50 Jahre Prämierungsgeschichte zurück und stellt darin eine Auswahl der interessantesten Objekte in Bild und Text vor. Damit Renovationen in die Auswahl kommen, müssen sie denkmalgerecht sein und der historischen Substanz Rechnung tragen. Kompetenz und Verständnis dafür haben inzwischen bei vielen Architekten und Hausbesitzern ein hohes Niveau erreicht. «Die Prämierung von Neubauten war in den ersten Jahren nicht immer einfach», schreiben die Autoren Uta Feldges und Robert Schiess im Vorwort. «Das änderte sich erst in den 1980er Jahren, als eine neue Generation von Architekten am Werk war.» Blättern Sie durch 50 Jahre Prämierungsgeschichte!

Publikation

50 Jahre Bautenprämierung – bestellen Sie unsere Publikation!

Archiv

Seit mehr als 50 Jahren zeichnet der Heimatschutz Basel jährlich gute Renovationen, Umbauten und Neubauten aus. Hier finden Sie alle prämierten Objekte seit 1969.

Archiv

Liste der vom Heimatschutz Basel prämierten Bauten bis 1969