Der Heimatschutz Basel zeichnet seit 1969 fachmännisch renovierte Altbauten und vorbildliche Neubauten aus. Damit würdigt er herausragende Leistungen der Bau- und Renovationstätigkeit in Basel.
Am 5. November 2024 hat der Heimatschutz Basel an seiner Jahresversammlung drei Auszeichnungen vorgenommen: Die Preise gehen an Bauherrschaft und Architekten des neuen Quartiers Lysbüchel Süd sowie des Gemeindehauses Oekolampad. Damit würdigt der Heimatschutz erstmals zwei neue Phänomene in der Basler Stadtentwicklung: eine grosse Arealentwicklung im Zusammenspiel von Privaten und Staat, sowie die qualitätvolle Umnutzung eines Kirchengebäudes zu einem Kultur- und Begegnungszentrum. Die dritte Auszeichnung ging im Rahmen einer Mitgliederumfrage an die Architekten des Wohn- und Gewerbehauses «Weinlager» im Lysbüchel Süd. Erfahren Sie mehr über die Preisträger 2024:
Mit dem Bau der Nordtangente bis 2007 und der damit verbundenen stadtplanerischen und architektonischen Wiederaufbauarbeit wurde auch der Blick frei auf das nördliche Randquartier des St. Johann zwischen Bahnareal und Elsässerstrasse. Hier befanden sich Gewerbeareale, voluminöse Lagergebäude sowie in Sackgassen und Stichstrassen einige verlorene Wohnblöcke.
Doch mit der Ankündigung von Coop, sein Verteilzentrum an der Elässerstrasse zu verlegen, sowie der Absicht der SBB, nach Ablauf von Baurechts- und Mietverträgen ihr Areal in Verlängerung des Bahnhofs St. Johann profitabler zu nutzen, kam Bewegung in die Sache. Die Planungsbehörden des Kantons unter-nahmen beeindruckende Anstrengungen für eine koordinierte Neunutzung und Neubebauung des Areals. Sie resultierten im Ratschlag «Volta Nord» vom Juni 2017, der auf der politischen Ebene aber auch Stirn-runzeln auslöste. Wird hier nicht das Gewerbe von seinen günstigen Arealen verdrängt? Die Stimmbe-völkerung beantwortete die Frage aber klar zugunsten des neuen Konzeptes und ein Blick auf die Baufelder des Bebauungsplans zeigt, dass an der Nordspitze des Areals genügend Fläche für wirtschaftliche Nutzung bleibt.
In Volta Nord verschieben die Bagger vorderhand noch Baugrund, aber im Lysbüchel Süd nimmt ein neues Quartier Kontur an, das in der Fachszene schweizweit Aufsehen erregt hat und das vor allem bereits bewohnt und genutzt wird. Aus Sicht des Heimatschutzes ist bemerkenswert, wie hier alte Industrie- und Lagergebäude nicht etwa abgerissen, sondern für völlig neue Zwecke umgeformt wurden.
Die Mitglieder des Heimatschutzes Basel haben auch deshalb dem Weinlager-Wohnhaus (Architektur Esch Sintzel, Zürich) auf Basis einer schriftlichen Umfrage den Publikumspreis verliehen. Dem «Weinlager» sieht man jetzt seinen früheren Zweck von aussen nicht mehr an. Nur noch im Innern erinnern roher Beton und massive Stützen daran, dass das Gebäude durch seine Umfunktionierung praktisch gegen den Strich gebürstet wurde. Dagegen wurde das an das Primarschulhaus angrenzende alte AVC-Bürogebäude mit seinem Ziegeldach und seinen Lukarnen an der Elsässerstrasse 209 in seinem historischen Äusseren belassen.
Die Gesamtregie lag beim Kanton, aber die bisher erstellten Wohnbauten, darunter das Weinlager, liegen ausserhalb des Bebauungsperimeters, nicht aber des Betrachtungs-perimeters. Federführend war hier die Stiftung Habitat als «gemeinnützige Wohnbauträgerin», welche nach einem Entwurf des Architektur- und Planungsbüros Metron ein Quartiergeviert (Habitat spricht von Stadtteil) auf 15 Parzellen entstehen liess. Wer eine der Parzellen im Baurecht erwerben wollte, musste einen Anforderungskatalog für soziales Wohnen, ökologisches Bauen und Nachhaltigkeit erfüllen. So ist zum Beispiel der Flächenverbrauch auf 45 Quadratmeter pro Person beschränkt. Bevorzugt wurden Genossenschaften.
Herzstück des neuen Stadtteils ist eine Blockrandbebauung, bei der sich elf Wohnbauten um einen Innenhof gruppieren, der allen Bewohnerinnen und Bewohnern offensteht und keine festen Abschrankungen aufweisen darf. Das Resultat kann sich von Innen und Aussen sehen lassen. Die Wohnhäuser unterscheiden sich in Fassade und Grundriss deutlich voneinander. Junge und erfahrene Architekturbüros konnten hier verschiedene Gestaltungsmodelle erproben. Sich selber vorbehalten hat Habitat ein Haus mit 26 betreuten Wohnungen (Architekten Loeliger Strub, Zürich) sowie eine Einheit mit 20 Wohnungen (Architektur Reuter, Basel) und schallgedämpften Übungsräumen für Musikschaffende. Dies ist ein besonderes Bedürfnis in der Musikstadt Basel. Weitere Wohnungen für Musikerinnen und Musiker wurden gleich gegenüber an der Lothringerstrasse eingerichtet, wo Habitat fünf Wohnblöcke aus den Zwanzigerjahren erwerben konnte.
Ausserhalb dieses Gevierts aber ebenfalls auf Habitat-Grund, steht der spektakulärste Bau des kleinen Viertels, «Lyse-Lotte» (Architektur Clauss, Kahl, Merz Basel), erkennbar an seiner luftigen Gestaltung, den Balkonen in rotem Metall und dem Gewächshaus auf dem Dach. Es wird auch von einer Genossenschaft betrieben und alle Wohnungen sowie Arbeitsräume sind vermietet. Als Solitär steht es in einer kleinen Gartenlandschaft, abgeschirmt durch den Blockrand der Elsässerstrasse, wo Habitat mit einem weiteren Genossenschaftsneubau präsent ist.
Auf den Baufeldern von Kanton und SBB muss das Grün erst noch entstehen. Was jetzt schon steht, ist wuchtig, blockhaft, aus den alten Lagergebäuden weiterentwickelt: Das Primarschulhaus Lysbüchel mit seinem offenen Treppenhaus und dem Pausenplatz auf dem Dach (Architektur Itten+Brechbühl) und das Gewerbehaus ELYS (Baubüro in situ). Der Raum zwischen dem Weinlager und dem Primarschulhaus, wo sich heute noch ein provisorischer Sportplatz befindet, wird im Sinne der Verdichtung durch ein Wohnge-bäude ausgefüllt werden, wofür das Wettbewerbsverfahren abgeschlossen ist.
Das alte Parkhaus, ein grobschlächtiger Betonbau, wird derzeit abgebrochen und zerlegt. Es braucht noch etwas Phantasie, um sich vorzustellen, dass hier ein grüner Platz, und angrenzend unter dem Obertitel «Volta Nord» weitere Wohn- und Genossenschaftsbauten entstehen werden. Die Transformation des ehemaligen Niemandslandes ist erstaunlich und verdient Anerkennung. Die Stiftung Habitat ist auf ihren Parzellen vorangegangen und hat ein voll funktionierendes Subquartier geschaffen, in dem Heimat am Entstehen ist.
Christof Wamister, 5.11.24
Der Heimatschutz zeichnet die Arealentwicklung Lysbüchel Süd durch die Stiftung Habitat im Rahmen ihrer Bautenprämierung 2024 aus und anerkennt die planerische Leistung des Kantons bei der Neuerschliessung des Gewerbe- und Industrieareals Volta Nord.Mit den Neubauten von Habitat ist ein Experiment gelungen, das sich durch architektonische Innovation und Vielfalt sowie durch ökologische und soziale Ausrichtung auszeichnet.Innerhalb und ausserhalb des Bebauungsplanes wurde darauf geachtet, vorhandene Bauten und Tragkonstruktionen für eine neue Nutzung zu transformieren.
Die Mitglieder des Heimatschutzes Basel sprachen in einer Umfrage dem vorbildlich sanierten und umgenutzten Weinlager in Lysbüchel Süd den erstmals verliehenen Publikumspreis zu. Die mächtigen Pilzstützen des ehemaligen Coop-Weinlagers sind die prägnantesten Elemente des Bestandes. Ihre sperrige Monumentalität in den quer zur Gebäuderichtung liegenden Wohnungen ist ein Erlebnis. Das Gebäude bietet 64 1.5- bis 7.5-Zimmer-Wohnungen für 150 Menschen aller Generationen und Lebensformen. An den Gebäudeköpfen liegen ebenerdig die Gewerberäume und ein Café. Den oberen Abschluss des Hauses bildet die kollektive Dachterrasse. Neben der entwurfsbestimmenden alten Struktur motivierte auch die ökologische Nachhaltigkeit dazu, sorgsam mit dem Bestand umzugehen: Durch die Weiterverwendung der alten Struktur wurden 42% graue Energie eingespart; mit Photovoltaik und Grundwasser-Wärmepumpe werden beim Energieverbrauch zwei Drittel Autarkie erreicht.
Allschwilerplatz 22, 4055 Basel
Bauherrschaft: Wibrandis-Stiftung, Basel
Architekten: Vécsey*Schmidt Architekt*innen, Basel
Man sieht dem Gebäude nicht an, dass es eine komplette Sanierung samt Einrichtung neuer Nutzungen hinter sich hat. Die breit gelagerte Fassade mit den hohen Fenstern, die vom schlanken Turm und dem Portikus mit den vier hohen Pfeilern eingefasst wird, die kleinformatigen Klinkersteine, aus denen der gesamte Komplex errichtet ist und denen er seine charakteristische Textur und Farbigkeit verdankt – sie prägen den Allschwilerplatz unverändert, wie bei ihrer Errichtung 1930/1931. Oder fast unverändert: Das Oekolampad-Gemeindehaus hat nämlich mit der Sanierung durch Vécsey*Schmidt Architekt*innen an Präsenz gewonnen. Nur aufmerksamen Beobachtern fällt aber auf, warum: So wurde etwa der Raum vor der Fassade des ehemaligen Kirchenschiffs geöffnet und mit den nun weissen Fenstereinfassungen die Fassadengliederung betont. Bereits vorhandene Qualitäten des Baus wurden so in Wert gesetzt, dass sie das Gebäude stärker akzentuieren. Als prominenter Vertreter des Neuen Bauens erhält es dadurch noch klarere Konturen.
Dieser Eindruck widerspiegelt die Haltung der Architekten beim Umbau. Es war das oberste Ziel, Eingriffe so wenig sichtbar wie möglich vorzunehmen. Neugestaltungen orientierten sich fast ausschliesslich am Bestand und fügen sich entweder nahtlos ein oder aber kontrastieren die bestehende Substanz. Das erforderte eine intensive und differenzierte Auseinandersetzung mit der gesamten Anlage des Oekolampad-Gemeindehauses. Dieser enorme Aufwand – in besonderem Mass bei der Erfüllung aktueller Vorgaben betreffend Sicherheit, Technik oder Energie – wurde belohnt mit neuen, im Zuge der Umnutzung entstandenen Qualitäten. Dass der Gesamtanlage die Bemühungen nirgendwo anzusehen sind, spricht für die Qualität sowohl der planerischen und entwerferischen Arbeit, als auch ihrer praktischen Umsetzung.
1930/1931 von den namhaften Basler Architekten Emil Bercher und Eugen Tamm errichtet, ist das Gemeindehaus Oekolampad ein exemplarischer Vertreter des Neuen Bauens. Die Aufteilung der einzelnen Funktionen der Gesamtanlage in unterschiedliche Baukörper, die Klinkerfassade – eines der frühesten Beispiele für die Verwendung dieses Baustoffs in der Schweiz – und der Verzicht auf jeden Zierrat sind die grundlegenden äusseren Merkmale einer den Idealen der klassischen Moderne verpflichteten Architektur. Diese zeigen sich aber auch in der Gebäudenutzung. Das Oekolampad war eines der ersten Gemeindehäuser Basels, eines damals neuen Bautypus, der nicht nur den Gottesdienst beherbergte, sondern auch zahlreiche weitere öffentliche Nutzungen: Räumlichkeiten für Aktivitäten wie Bazare, Kindernachmittage oder Gesangsveranstaltungen machten das Oekolampad zu einem eigentlichen Quartierzentrum; in Kriegszeiten hätte es auch als Notspital gedient.
Auch dem trägt die Umnutzung Rechnung. Zwar weist das Oekolampad keine kirchlichen Einrichtungen mehr auf, aber es bleibt ein Zentrum des öffentlichen Lebens im Quartier und darüber hinaus. Neben dem neuen Theatersaal des Vorstadttheaters Basel ist ein Bistro eigerichtet worden, der Innenhof nimmt einen geschützten Garten für Demenzkranke auf, und verschiedene gemeinnützige Organisationen haben hier ihre Büros, namentlich auch der Verein Quartierzentrum Oekolampad. Bauten lassen sich nur erhalten, wenn sie genutzt werden können. Gerade bei kirchlichen Gebäuden stellt sich die Frage nach angemessenen Formen der Umnutzung verschärft – und immer häufiger angesichts der schwindenden Mitgliederzahlen der Landeskirchen. Bei der Gesamtanlage des Oekolampad, seit 1996 ein eingetragenes Baudenkmal des Kantons Basel-Stadt, konnte eine Lösung gefunden werden, die Vorbildcharakter hat.
Für das Gelingen eines solchen Vorhabens sind eine aufgeschlossene Bauherrschaft entscheidend sowie Architekten, die die Qualitäten des Bestands zu erkennen, zu schätzen und schliesslich in Wert zu setzen vermögen. Es zeigt sich immer wieder, dass im sensiblen Umgang mit der Substanz Qualitäten zu Tage treten, die bislang verborgen waren und die die Basis für ein gutes Resultat bilden. Das Oekolampad-Gemeindehaus belegt das: Seien es die Bemühungen, einen Klinker zu finden, der zum ursprünglichen Baumaterial grösstmögliche Ähnlichkeit besitzt, oder der Umgang mit den Oberflächen, sei es die Lösung zur Absturzsicherung an den charakteristischen bauzeitlichen Treppengeländern oder die Umnutzung der Kirchenempore zur Probebühne für das Theater – sie tragen bei zum erneuerten Gesamtbild. Das Resultat der Sanierung und Umnutzung des Oekolampad durch Vécsey Schmidt Architekten nimmt man denn auch weniger in sichtbaren Details wahr als vielmehr darin, dass man sich in seinen Räumen sogleich wohl fühlt. Und welche Eigenschaft wäre einem Quartierzentrum angemessener als die, dass man es gerne besucht? Diese rundum gelungene Sanierung würdigt der Heimatschutz mit seiner Auszeichnung.
Boris Schibler, 5.11.24
Das Resultat der Sanierung und Umnutzung des Oekolampad durch Vécsey*Schmidt Architekt*innen, Basel, nimmt man weniger in sichtbaren Details wahr als vielmehr darin, dass man sich in seinen Räumen sogleich wohl fühlt. Es prägt den Allschwilerplatz fast unverändert, hat aber mit der Sanierung an Präsenz gewonnen. Dass der Gesamtanlage die Bemühungen nirgendwo anzusehen sind, spricht für die Qualität der vorbildlichen Sanierung. Wir verdanken sie der aufgeschlossenen Bauherrschaft, der Wibrandis-Stiftung, und den Architekten und Architektinnen, die die Qualitäten des Bestands in Wert zu setzen vermochten.
An seiner Jahresversammlung vom 2. November 2023 hat der Heimatschutz Basel Architekturbüros und Bauherrschaften für drei hervorragende Renovationen resp. Neubauten ausgezeichnet. Es sind dies die Häuser am Hirtenweg in Riehen, das Dominikushaus in Riehen und das Pfarrhaus Elisabethen in Basel:
Bauherrschaft: Kanton Basel-Stadt (vertreten durch Immobilien Basel-Stadt) im Rahmen des kantonalen Wohnbauprogramms 1000+
Architektur: nach einem Gesamtleistungswettbewerb, Harry Gugger Studio Basel mit Erne Holzbau Möhlin
Neubauten in Etappen, 2020-2023, insgesamt 58 Wohnungen
Am Hirtenweg in Riehen steht seit Kurzem ein Mehrfamilienhaus-Ensemble in kräftigem Schwedenrot. Die Bauten entstanden im Rahmen des kantonalen Wohnbauprogramms 1000+ in effizienter Holzmodulbauweise. Harry Gugger Studio hatte zusammen mit Erne Holzbau den entsprechenden Wettbewerb 2018 gewonnen. Modulbauweise heisst hier alles andere als Monotonie: So verfügen die im Werk der Holzbaufirma vorgefertigten, zum Bauplatz transportierten und raffiniert zueinander gefügten Raummodule über raumhohe Fenster und grosszügige Öffnungen, was den ökonomisch bemessenen Wohnungen räumliche Weite verleiht. Die überzeugend gestalteten Bauten zeigen beispielhaft, wie mit dem in Systembauweise geschickt eingesetzten Werkstoff Holz bezahlbarer und gleichzeitig qualitativ hochwertiger Wohnraum entstehen kann. Ideelle Paten dafür sind der auf dem Areal als Zeitzeugnis belassene Wohnbau in Durisol-Bauweise oder die unweit vom Hirtenweg liegende Siedlung Landauer in Holzbauweise nach dem Verfahren Nielsen-Bohny.
Dichtes Wohnen verlangt nach einer sorgfältigen Abstimmung von lebendiger Gemeinschaft und privatem Rückzug auf begrenztem Raum. Die Neubauten reagieren auf diesen Anspruch mit der klaren Zuordnung von öffentlichem und privatem Raum, belebten Erschliessungsbereichen und Rückzugsmöglichkeiten im Innen- und Aussenraum. Jedes Gebäude ist durch ein leichtes Hochparterre von der Umgebung abgehoben und wird durch ein offenes Treppenhaus erschlossen, von welchem beidseitige Lauben zu zwei bzw. drei Wohnungen führen. Die Lauben bieten vor den Treppen Bereiche für gemeinschaftliche Sitz- oder Spielgelegenheiten, vor den Wohnungs- eingängen hingegen Raum zur individuellen Aneignung.
Die Fassaden der Gebäude übersetzen die Gebäudestruktur in ein filigranes und doch wirtschaftliches Raster. Holzstützen aus Brettholz tragen die Laubengänge und den schützend auskragenden Dachrand. Die Abrundung der Stützen zeichnet ein Säulenkapitell nach und verleiht den Gebäuden einen klaren Abschluss und im Zusam- menspiel mit der kräftigen Farbgebung eine starke Identität. «Wir zeichnet diese in jeder Hinsicht überzeugenden Neubauten mit grosser Überzeugung aus; diese Siedlung ist beispielhaft für ein perfektes Zusammenspiel zwischen formaler Ästhetik, Verdichtung in Perfektion und ökonomisch wie auch ökologisch fortschrittlichster Architektur.»
Bauherrschaft: Stiftung Dominikushaus, Riehen
Architektur (nach einem eingeladenen Wettbewerb): Müller & Naegelin Architekten BSA, Basel, Projektleitung Stephanie Hirth
Neubau, Fertigstellung 2023
Das neue Dominikushaus steht in einem Grünraum, der bis anhin unangetastet im Herzen der Gemeinde Riehen, beim Riehener Bahnhof lag. Das Alters- und Pflegeheim für 55 Bewohnerinnen und Bewohner liegt inmitten dieser Oase, bindet sich aber mit der Frontfassade zur lmmenbachstrasse klar an den Strassenkörper. lm Attikageschoss befinden sich zusätzlich neun Seniorenwohnungen. Die Orientierung auf die offizielle Adresse wird mit der erdgeschossigen, zur Mitte hin tiefen Arkade betont. Mit dieser Geste bekommt der Baukörper seine klare Ausrichtung. Die Stützenreihe der Arkade ist dann auch Bindeglied zum Garten. Auf der Gartenseite wird die Fassade in ein Skelett aus Stützen aufgelöst, damit wird ein fliessender Übergang von Innenraum in den Grünraum der Umgebung erzeugt.
Das gesamte Gebäude wurde ab Boden Erdgeschoss aufwärts mit Ausnahme der vertikalen Erschliessungen in Holzbauweise erstellt. Der aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammende und nachwachsende Rohstoff Holz speichert in diesem Haus 1’200 Tonnen CO2 und drei Mio kWh Energie. Die verbauten 1’400 Kubikmeter Holz wachsen im Schweizer Wald in 75 Minuten nach.
Der konstruktive Holzbau bleibt wo möglich sichtbar, die warmen Farbtöne der Naturmaterialien prägen sowohl die Fassadengestaltung wie auch die Innenräume der Bewohner. Helle Erschliessungsbereiche mit Sitzbrüstungen sind Bewegungs- und Kommunikationsräume. Die Wohn- und Essbereiche mit viel Fensteranteil sind Beiträge zur Steigerung der Lebensqualität. Die Ausrichtung der Bewohnerzimmer zu den Aussenseiten verhindern gegenseitige Einblicke zur Wahrung der Privatsphäre. Das Erdgeschoss bildet den allgemeinen und auch öffentlichen Bereich des Heimes. Der grosszügige Essraum verläuft entlang dem Innenhof und besetzt den Kopf des Westflügels. Im ersten und zweiten Obergeschoss sind jeweils zwei Wohngruppen angeordnet. Diese Wohngruppen sind in ihrem Prinzip alle gleich aufgebaut mit einer klaren offenen Struktur und abwechslungsreichen Raum- und Lichtabfolgen. Das Herzstück jeder Gruppe ist der «Dorfplatz», Wohn- Ess- und Aufenthaltsbereich und zugleich Abschlusspunkt des geschossinternen Wegnetzes. Der Wohnraum ist auf drei Seiten ausgerichtet – dadurch befinden sich die Bewohner mitten im grünen Zentrum der Gartenanlage.
Das Areal für das neue Pflegeheim fügt sich als neuer Baustein in das dreiecksförmige, von Grünflächen geprägte Areal zwischen Immenbachstrasse, Schützengasse und Mohrhaldenstrasse ein.
«Wir zeichnen diesen Neubau mit Überzeugung aus: die Schlichtheit der Architektur, die äusserst solide räumliche Organisation – ganz im Dienste der betagten Bewohner – und natürlich den integralen Holzbau, der die Notwendigkeiten der aktuellen Debatten um Nachhaltigkeit bestens abbildet und lebt.»
Bauherrenschaft: Wibrandis-Stiftung, Basel
Architektur: urspr. J.J. Stehlin dem Jüngeren (1867), im Kontext des Bauprogramms der Kirchenbauten der Elisabethenkirche;
Renovation/Umbau 2023 durch Vécsey*Schmidt Architekt*innen, Basel
Das Gebäude wurde als Pfarrhaus 1867 nach den Plänen von J.J.Stehlin dem Jüngeren fertiggestellt, als Abschluss des kirchlichen Bauprogramms bestehend aus der Elisabethenkirche, dem Pfarrgarten und dem Pfarrhaus. Im grössern Kontext gilt es als Teil des von J.J. Stehlin geplanten «Kulturzentrums» am Steinenberg, einem städtebaulichen Ensemble, das vom Barfüsserplatz bis zum Bankverein reichen sollte.
Ursprünglich war die Unterscheidung des 1. Obergeschosses des Pfarrhauses (die Beletage) und der Dachgeschosse durch deren Nutzung und Ausgestaltung gegeben: in der Beletage wohnte die Pfarrfamilie, in zurückhaltend gestalteten, aber vornehmen Räumen. In den beiden Dachgeschossen gab es zwei Angestelltenzimmer, der Rest war unausgebauter Estrich und somit Lager und Wirtschaftsfläche. Das Gebäude wurde im Inneren durch diverse frühere Umbauten verändert und diente längere Zeit nicht mehr als Wohnhaus der Pfarrfamilie.
Das aktuelle Renovations- und Umbauprojekt umfasste die Fassaden aus Naturstein, das filigrane Schieferdach sowie das 1. Obergeschoss und die beiden Dachgeschosse. Ziel des Umbaus war, dass die Differenz zwischen unteren und oberen Geschossen erhalten bleibt trotz der neuartigen Nutzung und dem Ausbau der beiden Dachgeschosse zu einem Atelier. Jede Etage besitzt nun einen ihr eigenen Charakter – das Haus lebt von der Vielfalt der Räume und der Nutzer: im ersten Obergeschoss wurden die Räume umfassend in Abstimmung mit der Denkmalpflege restauriert und wieder in einen repräsentativen und einheitlichen Zustand versetzt. Der Ausbau des Dachgeschosses erfolgte bewusst sehr zurückhaltend zu Atelierräumen. Alle Oberflächen wurden in ihrem vorgefundenen Zustand belassen, um die Spuren der Zeit zu erhalten. Das Ergebnis dieser Bemühungen ist eine fein abgestufte Buntheit: die roh belassenen und neu hinzugefügten Bauteile harmonieren bestens mit der historischen Bausubstanz.
«Wir zeichnen diese höchst sorgfältige Renovation eines bedeutenden Bauwerks im Kontext des kirchlichen Bau- programms der Elisabethenkirche von Johann Jakob Stehlin von 1867 mit grosser Überzeugung aus und gratulieren den Architekten und der aufgeschlossenen und engagierten Bauherrschaft zum tollen Ergebnis».
Mit der Publikation «50 Jahre Bautenprämierung» blickt der Heimatschutz Basel auf mehr als 50 Jahre Prämierungsgeschichte zurück und stellt darin eine Auswahl der interessantesten Objekte in Bild und Text vor. Damit Renovationen in die Auswahl kommen, müssen sie denkmalgerecht sein und der historischen Substanz Rechnung tragen. Kompetenz und Verständnis dafür haben inzwischen bei vielen Architekten und Hausbesitzern ein hohes Niveau erreicht. «Die Prämierung von Neubauten war in den ersten Jahren nicht immer einfach», schreiben die Autoren Uta Feldges und Robert Schiess im Vorwort. «Das änderte sich erst in den 1980er Jahren, als eine neue Generation von Architekten am Werk war.» Blättern Sie durch 50 Jahre Prämierungsgeschichte!
Seit mehr als 50 Jahren zeichnet der Heimatschutz Basel jährlich gute Renovationen, Umbauten und Neubauten aus. Hier finden Sie alle prämierten Objekte seit 1969.