Zum Jahresende erreichte uns die Nachricht vom Tod von Ronald Grisard. Er hat sich ein Leben lang mit grossem Einsatz für den Heimatschutz engagiert, sowohl in seiner Vaterstadt Basel wie auch in der gesamten Schweiz. In der Zeit nach dem 2 Weltkrieg, als hierzulande ein grosser Bauboom herrschte, hat er sich mutig und vorbildlich gegen den damaligen Zeitgeist gewendet und sich für den Schutz und die Pflege der historischer Bausubstanz unseres Landes eingesetzt.
Ronald Grisard wurde 1935 in Basel geboren. Er liess sich an der ETH Zürich zum Maschinenbau-Ingenieur ausbilden und führte später ein familieneigenes Unternehmen. Bereits in den 1960er Jahren trat er dem Basler Heimatschutz bei. Er war bald einmal Mitglied des Vorstands, von 1980 bis 1987 dann Obmann der Basler Sektion und schliesslich von 1988 bis 1995 Präsident des Schweizer Heimatschutzes. In dieser Funktion kam ihm unter anderem sein unternehmerisches Können sehr zugute. Wenn heute Touristenscharen durch die Basler Altstadt ziehen, ahnt wohl keiner davon, welch lange und zähe Kämpfe im letzten Jahrhundert nötig waren, um den Aspekt der schönen Stadt Basel zu erhalten. Ronald Grisard hat sich ein Leben lang mit Herz und Verstand dafür eingesetzt.
Aus seinem Tätigkeitsbereich in Basel seien folgende Schwerpunkte hervorgehoben. Die grosse Abstimmung um den Marktplatz im Jahr 1976, die das Umdenken der Basler Bevölkerung in Sachen Altstadterhaltung manifestierte. Die Einführung der Schutzzonen 1977, das Denkmalschutzgesetz von 1980 und damit das gesetzlich verankerte Einsprache-Recht für den Basler Heimatschutz.
In Ronald Grisards Zeit als Obmann fiel dann die schwierige Zeit, das Denkmalschutzgesetz nun in der Praxis gegen den Widerstand der hohen Politik durchzusetzen. Mehrfach musste der Basler Heimatschutz damals vor Gericht ziehen, um dies zu erreichen.
Schlaglichter auf jene Zeit sind ferner der Einsatz für das Haus «Opéra» und das «Bachlettendreieck» (leider beide Abstimmungen verloren), die Durchsetzung des Denkmalschutzes für die beiden grossen historischen Bahnhöfe Basels und der Kampf um die Calatrava-Brücke als Ersatz für die Wettsteinbrücke. Leider fand er in einer Volksabstimmung nicht die genügende Mehrheit. Ronald Grisard kaufte dann privat vom Architekten das wunderschöne Modell und schenkte es später dem Historischen Museum Basel, wo es bis heute ein Highlight darstellt.
Als Präsident des Schweizer Heimatschutzes erreichte Ronald Grisard, dass man sich für eine erweiterte Auslegung des Wakkerpreises einsetzte, der alljährlich an gut erhaltene Ortsbilder verliehen wird. Nicht nur historische Dorfkerne, auch gute modernere Planungen sollten berücksichtigt werden dürfen. Und in der Folge wurde dieser Preis dann tatsächlich 1996 der Stadt Basel für «Alt und Neu im Dialog», am Beispiel der Sanierung des St. Alban-Tals zugesprochen.
Als Diplom-Ingenieur informierte sich Ronald Grisard ständig über die im letzten Jahrhundert aufkommenden neuen Techniken im Bauwesen, wie Sonnenkollektoren, Photovoltaik, etc. Und mit seinem kleinen Elektromobil für den Stadtverkehr war er eindeutig seiner Zeit voraus, ein Umweltschützer «avant la lettre».
Ronald Grisard hat den Heimatschutz aber nicht nur ideell getragen. Er hat auch, wenn finanziell Not am Mann war, den Verein oft grosszügig unterstützt.
Und das in dieser vornehmen Basler Art: Gutes tun und nicht darüber reden.
Wir verlieren mit ihm einen hochgeschätzten Heimatschützer, einen feinen Kollegen und guten Freund.
Der Vorstand des Basler Heimatschutzes